Samstag, 16. Oktober 2010

Ende

Hinter deiner ausgestreckten Hand
sehe ich verschwommen dein Gesicht.
Das bin ich, sagst du.
Eine verschwommene Maske im Glitzer der Frühlingssonne.
In der Dunkelheit des Winters hast du dich versteckt.
Ich sollte dich nicht erkennen,
ich sollte dein verblendetes Spiel mit dir spielen,
unter einer warmen Decke mit dir kuscheln,
mit dir Geschichten erfinden,
die es uns leicht machen, an das Normale zu glauben,
ein Leben mit Liebe.
Und jetzt hasst du mich dafür,
weil ich an deiner Fassade kratzte und sie zu blättern begann.
Ein Gesicht voller Narben, das jeden Tag neues Make up auflegt.


Was ich so alles in einer Schublade finde. Trotzdem hab ich mir eingeredet, es geht mir gut.
Tschüß Fred. Du bist das größte Arschloch überhaupt und Berechnung ist dein zweiter Vorname. Ja, du bist ein schlechter Mensch, würde ich antworten, wenn du mich noch einmal fragen würdest.
PS: Du kennst meine Bankverbindung. Überweis mir endlich mein Geld, was du mir noch schuldest!

Juhu, ich bin wütend. Aber vor allem auf mich!

Schon wieder ein Problem also. Und ich der Rettungsanker. Freds Wohnung wurde endgültig geräumt. Ich offnete meine Tür und wir gründeten eine WG oder was war das? Seiner eingehenden Entschuldigung schenkte ich Glauben. Und nun sprachen wir es auch endlich aus. Fred hat keinen Hirntumor. Wir hatten es nicht mit einem Fall von Spontanheilung zu tun, mit was denn weiß ich nicht. Bis heute nicht. Ein Teil in mir ist gelähmt, auch heute noch. Monatelang glaubte ich, der Mann, den ich liebe, den ich heiraten wollte, wird bald in meinen Armen sterben. Ich zog mich von meinen Freunden zurück, um ihnen nicht zur Last zu fallen. Und denen ich es doch erzählte, brachte ich unendliche Sorgen um mich. Und nun ist es offiziell, alles nur eine Art kranker Spaß.
Doch es hörte nicht an dieser Stelle auf. Vielleicht hab ich ja ein merkwürdiges Verantwortungsgefühl. Ich öffnete erneut meine Arme und freute mich, dass er wieder da ist, hatte ich doch so lange darauf gewartet. Ich verzieh, redete ich mir ein. Und es fühlte sich gut an. Eine Last war von uns gewischen. Wir redeten. Machten neue Pläne. Fred zog in eine WG. Wir fuhren zu unserem zweiten WGT und planten Urlaub in Rumänien. Ich habe wirklich an uns geglaubt. Ich bin ein dummes Huhn.
Wir wollten Wandern üben. Er versetzte mich, besoffen. Und ich sah ihn nicht wieder. Er liebt mich nicht mehr.

Plauderkasten Rumänien

Rumänien war toll. Die Landschaft, die Menschen, die Eindrücke.
Fred an meiner Seite, ein Sturrkopf, mit mangelnder Konsequenz. Zwölf Tage für mich die reinste emotionale Achterbahnfahrt, Heulen inklusive. Er hat eine neue Frau kennengelernt, wird mit ihr neu anfangen. Und ich stehe immer noch da mit meinem Rucksack voller Erinnerungen, schreie meine Wut heraus und freue mich über neue Seiten an ihm. Im Suff sind wir glücklich und reden nicht darüber. Ich verfluche dieses Land und liebe es.

Dienstag, 14. September 2010

Rumänien nun doch zuammen!

Eine Woche später kehrten wir aus der südlichen Sonne zurück und mit uns unsere Probleme.
Bei unserem nächsten gemeinsamen Clubausflug lies er mich einfach mit einem neuen Getränk in der Hand stehen und schwirrte mit einem Kumpel davon. Ich hörte tagelang nichts von ihm. Es können auch Wochen gewesen sein. Meine Erinnerung ist in einem schwarzen Fleck aufgelöst. Das führt dazu, mich in weitere mögliche Dummheiten rennen zu lassen.
Per SMS teilte er mir mit, er habe mir nichts mehr zu sagen. Ich litt, betrank mich und badete in Schokoeis. Ich wägte meine Erwägungen und Gedanken über ihn ab. Was ist mit der Krankheit? Hat er nicht tatsächlich eine ganz andere Krankheit, die ihn für seine Umwelt unerklärliche Dinge tun lässt. Persönlichkeitsstörung war ein Wort, dass ich oft googelte.
Und was war mit mir? War bei mir alles in Ordnung? Abgesehen davon, hatte ich das Gefühl, eine offene Wunde in meiner Seele zu haben. Wenn ich mich in etwas hineinsteigern kann, dann in Trennungsschmerz. Ich drückte in einer sentimentalen SMS meine Sehnsucht aus.
Am nächsten Nachmittag vergündete mein Telefon seinen Anruf: "Ich habe ein Problem."

Mittwoch, 8. September 2010

Was war am Samstag los?

Fred löste seine Probleme kurzweilig. Aber es wurde nicht wirklich besser. Weihnachten war nicht schön. Tagelang meldete er sich nicht, während ich bei meinen Eltern saß und wartete. Silvester war eine halbe Katastrophe mit einer abgesperrten Tür. Im Februar dann, mein Geburtstag, der nächste GAU auf der Skala der unangenehmen Verwürfnisse unserer Beziehung. Anstatt Blumen gabs die Ansage, dass er pleite ist.Für zwei Tage später stand unser gemeinsamer Urlaub nach Lissabon an.
Irgendwie bekamen wir es doch hin, einen schönen Urlaub zu haben. Es war ja schließlich Urlaub. Und ich spielte Kreditinstitut.
Für jede seiner Verhaltensnuancen fand ich eine Erklärung, die aus der Ferne betrachtet, unerklärliche Ausreden an mich selbst gleichen. Meine Brille war nicht rosa, sie war spiegelverkehrt?

Ich bin gerade sehr wütend. Und die Zahnbürste ist noch da.

...

Samstag, 28. August 2010

Es ist so lange nicht vorbei, bis ich seine Zahnbürste weggeschmissen habe?

Immer wieder bekam ich mitleidige Blicke von Freds Clubbekanntschaften. Sie sind mir dankbar, dass ich ihn glücklich mache und es muss doch so schwer für mich sein, dass zu ertragen. Nie nahm jemand die Wörter Krebs oder Tumor in den Mund und so fiel es mir leichter, aufrichtig zu sagen, dass ich das alles gar nicht an mich heranlasse und wir den Augenblick genießen. So sagte ich es.
Es wurde Herbst. Probleme wurden offensichtlicher. Fred rief mich Samstagnacht besoffen an. Rumgeheule. Angst zu Sterben. Liebe. Er kommt vorbei. Das passierte nun öfters. Der Höhepunkt war Ende November. Seine Wohnungstür war verriegelt, das Schloss ausgetauscht und er aus seiner Wohnung geschmissen worden.
Endlich redeten wir mal wieder ernsthaft und nüchtern.

Donnerstag, 26. August 2010

Ziehe ich das hier in die Länge?

Wunderschön war der Sommer.
Wir lagen uns in den Armen. Spielten Federball wie die Kinder auf der Wiese hinterm Haus. Auf Festivals hüpften wir herum und machten uns über Unheilig und seine Hörer lustig. Weil wir kein Geld für Schweden hatten, taten wir in Brandenburg auf dem Zeltplatz so, als wären im hohen Norden. Der Sex bei Unwetter im Zelt war toll. Wir streiften durch Clubs und betranken uns. In Prag genossen wir die Tage. Was gibt es Schöneres als im Sommer verliebt zu sein?
Zwischendurch gab es einige "Ich will nicht sterben." Ich lies es nie an mich heran, doch war es immer da. Meinen Freunden erzählte ich wie verliebt ich bin und verschwieg ihnen das Drumherum. Ich wollte endlich einmal glücklich sein, auch für sie.

Mittwoch, 25. August 2010

Immer wieder muss ich mitten in der Nacht an ihn denken.

Es ging gut weiter.
Bevor wir uns wieder küssten, redeten wir. Wir wollten eine ernsthafte Beziehung, wenn schon. Es würde traurige Momente geben, schließlich schwebte diese unfassbare Wolke über uns. Aber wir wollten das gemeinsam ertragen.
Erwachsen fühlte sich das an.
Wir heulten noch eine Runde und knutschten dann.
Ich war glücklich.

Sonntag, 22. August 2010

Ich bin heute keinen Schritt weitergekommen.

Am Mittag wachte ich mit einem Gefühl des Verliebtseins auf. 'Oh Scheiße!' war auch ein Gedanke, den ich mir selbst gegenüber nicht verleugnen konnte. Ich kämpfte den ganzen Tag gegen ihn an.
Händchenhaltend und küssend verbrachte ich den Rest des Festivals und es gelang mir doch, es zu genießen.
Am Dienstag hatte uns Berlin und der Alltag wieder und ich keine Idee, wie das jetzt weitergeht.

Sonntag, 22. August 2010

Ich habe ihn gestern gesehen. Trotz Sommerwetter: kalt.

Fred und sein Kumpel machten bei jeder Zigarette Witze á la 'an Lungenkrebs kann ich ja nicht mehr sterben'. Merkwürdig fand ich das. Und doch hatten wir viel Spaß. Ich genoß es. Später war Fred ganz wild darauf mich zu einer Depeche Mode Party zu begleiten. Ich wunderte mich, schließlich machte er kein Hehl daraus, wie überbewertet und schlecht er die Band findet, abgesehen von Songs of Faith and Devotion, was ja bekanntlich das Album ist, dass die Fans am wenigsten mögen. Als wir durch das frühmorgendliche Leipzig liefen, fragte ich mich, ob ich ihm jetzt wirklich zumuten soll, in seinem Zelt zu schlafen. Ihn fragte ich, ob er mit dahin kommen möchte, wo ich übernachte, und fügte hinzu, dass ich aber nicht versprechen kann, dass da was geht. Ich liebe diesen Spruch von Diane in Trainspotting.
Dann ging aber doch was.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Ich werds versuchen....
Ich werds versuchen. Versuchen kann ich es ja schon...
shine.on - 16. Okt, 13:13
Hmm. Und Du dachtest...
Hmm. Und Du dachtest schon, Du könntest glücklich sein... Versuch,...
romeomikezulu - 16. Okt, 12:19
Ende
Hinter deiner ausgestreckten Hand sehe ich verschwommen...
shine.on - 16. Okt, 12:08
Juhu, ich bin wütend....
Schon wieder ein Problem also. Und ich der Rettungsanker....
shine.on - 16. Okt, 11:55
Plauderkasten Rumänien
Rumänien war toll. Die Landschaft, die Menschen, die...
shine.on - 16. Okt, 11:40

Suche

 

Status

Online seit 6258 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Okt, 13:13

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren